2011 gründete sich in Koblenz die Band “Völkerball”, die als Coverband von Rammstein aufgetreten ist. Da man aber auch den Drang verspürte, eigene Songs zu performen, gründeten René Anlauff und seine Mannen den Ableger Heldmaschine. Seitdem veröffentlicht man in hoher Schlagzahl eigene Alben, auf denen wir immer sehr zeitgeistige Themen verpackt in Neuer Deutscher Härte zu Ohren kriegen.
“Eiszeit” ist nun das siebte Album und Nachfolger des 2023 erschienen Langspielers “Flächenbrand”
Mit 13 Songs und einer Laufzeit von knapp 57 Minuten ist die Scheibe musikalisch wie inhaltlich ziemlich vollgepackt. Wie es sich für die Heldmaschine gehört, sind wir auch bei einigen Stücken wieder mitten im Zeitgeist.
Ob nun die Verrohung im Netz (Webterrorist), die Trash-TV- Spirale, immer neues zu produzieren, um seine 15 Minuten Ruhm abzugreifen (Ich bin ein Star) oder aber der Rechtsruck in unserem Land (Keine Angst) finden auf der Platte platz.
Dazwischen mischen sich auch immer wieder Songs, die thematisch etwas emotionaler, aber ebenso wuchtig ausfallen, wie zB. “Schlag mich”, in dem es um die Macht und Gewalt von Worten geht, “Hand in Hand", das ein bisschen doppelbödiger ausfällt oder das bittersüße “Nur ein Lächeln”. Mir persönlich gefallen dabei die “emotionalen” Songs etwas besser, weil hier musikalisch das Interessantere passiert. Bei den genannten Songs, wo auch “Sehnsucht” zugehört, wird tatsächlich nicht nur zu branchenüblichen brachialen Instrumenten das “R” gerollt, sondern Anlauffs Stimme macht hier auf einmal auf und zeigt, wie facettenreich sein Gesang ist.
Das soll auch gar nicht heißen, dass ich die anderen Songs schwach finde, sie sind aber dann doch ein wenig redundant und zu sehr das, was ich erwarte. Das mag daran liegen, dass dem Album auf der kompletten Lauflänge ab und zu die Puste ausgeht. Das merkt man dann zb. an einem Song wie "Raus", in dem es um Blasendruck geht. “Karl Denke” ist auch ein solcher Vertreter. Nun ist die Story des berüchtigten Serienmörders nicht uninteressant, und Anlauff hat in der letztjährigen Verfilmung auch eine wichtige Rolle gespielt, aber die Story wurde eben auch von anderen NDH- Vertretern schon vertont.
Eiszeit ist, trotz kleinerer Schwächen, ein richtig gutes Album geworden. Alles das, was den Vorgänger “Flächenbrand” ausgemacht hat, wurde hier konsequent weitergeführt und entwickelt. Sei es nun der Synthi- Einsatz, der den Songs den extra Kick gibt, die Facetten im Gesang oder die Fähigkeit, immer am Puls der Zeit zu sein, macht auch dieses Album aus. Mein eninziger Kritikpunkt ist allerdings ein wenig die Lauflänge. Ich glaube, ein oder zwei Songs weniger hätten der Platte gut gestanden. Bei den ersten zwei Durchläufen hätte ich wahrscheinlich “Webterrorist” mit in der Verlosung gehabt, aber der Song ist ein Grower und dürfte besonders live richtig knallen.
- Meine Welt
- Schlag mich
- Raus
- Schachmatt
- Nur ein Lächeln
- Ich bin ein Star
- Hand in Hand
- Webterrorist
- Eiszeit
- Keine Angst
- Sehnsucht
- Schlafspiel
- Karl Denke
@2025 mp-records