Bewertung: 4.5 von 5.
Über die Wichtigkeit von Dark Tranquillity für das Genre Melodeath braucht man an dieser Stelle wohl nichts mehr erzählen. Zusammen mit In Flames sind sie stilprägend und eine der Säulen des modernen Göteborg- Sounds. Beide Bands verbindet allerdings nicht nur die gemeinsame (Genre)- Herkunft, sondern es gab über die Jahre auch immer wieder Wechsel unter den Bands. 
Einzig Mikael Stanne ist seit 1989 an Bord. Der umtriebige Frontmann, der unter anderem noch mit The Halo Effect, Grand Cadaver und seit neusten auch noch mit Cemetery Skyline beschäftigt ist, widmet das 13. Album "Endtime Signals" mit neuer Besetzung der scheiß Zeit, in der wir momentan leben.
Es geht also um Zerstörung, Verlust und weltweite Konflikte. Alles Themen voller Schmerz, Trauer und Melancholie. Dieses Gefühl der Schwermut macht sich bereits in den ersten, düsteren Takten zu "Shivers and Voids" breit, das uns im Verlauf der Scheibe auch nur selten verlässt. "Unforgiveable, dreht ein bisschen an der Schraube und dreht das Tempo auf Anschlag. Damit nicht genug, haut Mikael Stanne alles an Aggression in seine Stimme, die er aufzubieten vermag. Solche aggressiven Nummern gibt es zb mit "Drowned out Voices" das im Chorus phasenweise an die frühen Paradise Lost erinnert, oder "A Bleaker Sun" auch weitere auf dem Dreher, und trotzdem schaffen es Dark Tranquillity, den schwermütigen Grundtenor weiter aufrecht zu erhalten. Dabei bedient man sich der mittlerweile gewohnten Dark Tranquility Trademarks aus einzigartigen Melodiebögen, starken Instumentals und Stannes Growls, repektive pointiert und sinnvoll eingesetztem Klargesang. Dass es sich hierbei um eine fast neu zusammengesetzte Band handelt, hört man zu keinem Moment heraus, so läuft alles aus einem Guss zusammen.
Den stärksten Moment hat die Scheibe mit "Our Disconnect", was nicht nur instrumental herausragend ist. Vor allem möchte ich das Drumming hervorheben. Der Song transportiert durch die Lyrics und Stannes Gesang, so viel Schmerz und Ernüchterung und "Was soll das eigentlich alles hier" und trifft damit mitten ins Mark.
Ebenso treffen wird einen "One of us is Gone". Die Ballade ist dem Ex- Gitarristen Fredrik Johansson gewidmet, der 2022 nach dreijährigem Kampf gegen des Krebs verstorben ist. Johansson war von ´93 bis ´99 Gitarrist der Band.

"Endtime Signals" ist vielleicht nicht ganz das beste Album von Dark Tranquility, aber es spielt auf jeden Fall ganz oben mit. An vielen Stellen fehlt einem vermutlich ein wenig die Leichtigkeit und die positivere Grundstimmung, die wir noch auf dem Vorgänger "Moment" gehört haben. Aber "Endtime Signals" soll eben nicht leicht sein, soll den Schmerz, die Verzweiflung über Verlust und Zerstörung transportieren, und das Ziel haben Dark Tranquility definitiv erreicht.
Musikalisch sind die Göteborger über jeden Zweifel erhaben. Das, was wir hier 50 Minuten zu hören bekommen haben, ist wieder einmal eine ganz andere Liga und der Beweis, das Dark Tranquility völlig zurecht zu DEN Größen im Melodeath zählen.
  1. Shivers and Voids
  2. Unforgivable
  3. Neuronal Fire
  4. Not Nothing
  5. Drowned out Voices
  6. One of Us Is Gone
  7. The last Imagination
  8. Enforced Perspective
  9. Our Disconnect
  10. Wayward Eyes
  11. A Bleaker Sun
  12. False Reflection

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