Stahlmann ist eine der Bands, die einem das ein oder andere Mal auf Festivals über den Weg läuft, aber bisher immer von mir links liegen gelassen wurde. Die Göttinger NDH- Spezialisten waren mir immer ein wenig zu nah an den großen Namen des Genres. Immer wieder hab ich in den letzten Jahren versucht, Zugang zu Stahlmann zu finden, aber wortkarge Refrains auf stampfenden Beats haben uns ein wenig kalt gelassen. Der 2021 erschienene Vorgänger "Quarz" hat an einigen Stellen doch eine deutliche Entwicklung der Band aufgezeigt.
Jetzt ist mit "Phosphor" das neuste Werk der Stahlmänner erschienen, und nachdem wir auf dem M'era Luna nicht nur ein optisches Makeover präsentiert bekommen haben, sondern wir auch ein paar Auszüge aus der Scheibe vorgestellt wurden, sind wir neugierig, ob die neue Scheibe bei uns zündet.
Der Opener "LSM (Leid, Sex & Macht)" und der Titeltrack "Phosphor" sind ungefähr das, was man sich von einer NDH- Band erwartet. Wir bekommen eben genau das oben schon erwähnte monotone Stampfen und einsilbige Texte. Das ist leider weder innovativ noch spannend.
Das folgende "Interstellar" ist dann aber doch eine deutliche Zäsur in der Platte. Wir bewegen uns, bis auf wenige Ausnahmen, ein Stück vom gewohnten NDH- Pfad weg, hin zu etwas, das wir mal vorsichtig Gothic Metal nennen könnten. Die Entwicklung gab es bereits auf dem Vorgänger, wird hier aber konsequent weitergeführt. Alles wird ein wenig düsterer, atmosphärischer und melodischer, ohne das Stahlmann aber komplett ihre DNA über Bord wirft. Mit "Mordlust", Luxusuniform" und"Heimlich" bietet die Platte weiterhin gewohnten Stahlmann- Sound, auch wenn dieser ein wenig frischer klingt.
Aber gerade die Tracks, die einen Entwicklung zeigen, wie "Interstellar", "Asche zu Asche" und "Jeder Schnitt", sind so viel interessanter als der Opener und der Titeltrack. Mit "Am Firmament (1000 Stimmen Part II) referenziert sich Sänger Martin Soer selbst, indem er mit dieser kraftvollen Ballade auf den Track "1000 Stimmen" seines Sideprojects Sündenklang antwortet.
"Phosphor" macht über weite Strecken wirklich Spaß, weil Stahlmann ihren Weg von "Quarz" weiterführen und zeigen, dass sie mehr können als Knüppelbeats. Das sie durchaus ein Gespür für Melodien haben, wissen wir spätestens seit "Engel der Dunkelheit" vom 2012er Album "Quecksilber", und auch auf den Nachfolgern war das immer mal wieder zu hören. Hier kommt es aber fast auf Albumlänge zum tragen, und das ist wirklich erfrischend.
Anspieltipps: Interstellar, Am Firmament (1000 Stimmen Part II), Jeder Schnitt
- LSM (Leid, Sex & Macht)
- Phosphor
- Interstellar
- Heimlich
- Asche zu Asche
- Luxusuniform
- Meine See
- Jeder Schnitt
- Am Firmament (1000 Stimmen Part II)
- Mordlust
- Schlaf ein
- Luxusuniform – Blue May Rose Remix
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